Nichts touristisches heute - immernoch kein vernünftiger Internetzugang deshalb wäre hochladen von Fotos ein solcher Aufwand.
Die Woche fing schon damit an, daß die neue Intern (wie nennt man denn einen weiblichen Intern sonst?) gerade frisch von der Uni kommt und *jünger aussieht als ich*. Ich fühle mich alt.
Ansonsten habe ich gerade dieses Stadium der Müdigkeit erreicht in dem es mir immer so vorkommt als ob mein Hirn etwa drei Sekunden hinter dem Rest meines Körpers hinterherhängt.
Dies ist das Resultat einer Woche die damit anfing, daß weder die Intern noch die Nurse auf die Idee gekommen sind mir eine Behandlungszeitpunkt abzunehmen. Und fragen kann ich natürlich auch nicht. Also war montag Nacht ins Bett gehen nach der Mitternachtsrunde und zwischendurch aufstehen um vier und dann auch noch die acht Uhr Behandlung am Morgen angesagt.
Dienstag fiel dann wenigstens wieder Mitternacht weg. Aber der Neufundländer hatte um vier etwa 41.1° Temperatur. Aufwecken wollte ich die Intern natürlich nicht, deshalb habe ich den Ventillator aufgestellt wie angewiesen und um fünf noch mal gemessen. Diese drei Stunden Schlafphasen sind schon sehr effektiv.
Mittwochs kam dann noch drei Uhr dazu. Danke für's Mitdenken liebe Chirurgen. Aber dem Vieh wird es wohl nichts geschadet haben eine halbe Stunde später versorgt zu werden.
Da alle Leute immer ganz lieb zu mir sind, wurde ich am Donnerstagmorgen dann resolut angewiesen heute mal freizumachen. Nicht das ich die Zeit zum schlafen genutzt hätte, nein, ich habe tatsächlich gelernt. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Wirklich.
Donnerstag Nacht kam's dann ganz dicke. Ein epileptischer Zwergspitz der konstante Überwachung brauchte. Und um acht 'nen Anfall mit Herzstillstand hatte. Großartig.
Von 12 bis 3 war ich dran. Von zehn bis zwölf hätte sich schlafen ja auch nicht gelohnt. Beim der ersten Herzkontrolle ist das blöde Vieh dann aufgewacht und hat dauernd versucht aus der Box zu kriechen. Da das neben der Epilepsie noch ein völliger Ataktiker war ist es bei jeder Bewegung beihnahe umgekippt, so daß ich die nächsten anderhalb Stunden damit verbracht habe das Tier zu streicheln damit es liegenbleibt. Erstens konnte ich in dieser unbequemen Position, halb in der Box drinnen nicht lesen und zweitens hatte das Vieh grausamen foetor ex ore und hat mich ständig angehechelt.
Die Nacht ist nur noch dadurch besser geworden das er um 2:45 Uhr einen neuen Anfall hatte. Zum Glück hat er dann wengistens auf die erste Dosis Diazepam reagiert (über meine feinmotorischen Fähigkeiten, mitten in der Nacht beim hektischen Aufziehen von Medikamenten aus Ampullen bewahre ich lieber Stillschweigen). Während die Intern - endlich fühlte ich mich mal gerechtfertigt eine von denen runterzurufen (auch wenn es mir leid tat, in meiner ersten Woche Nachtdienst nach dem Examen würde ich so was auch nicht gerne vorgsetzt bekommen) - und ich dem Vieh noch die Sauerstoffmaske aufdrückten kam dann auch die Nurse zu ihrer Schicht runter. Und ich konnte mich ins Bett verziehen.
Verdachtsdiagnose ist übrigens ein Hirntumor. Ich schreibe jetzt nichts über Aufwand-Nutzen-Verhältnis, das habe ich in der Nacht schon alles dem Hund an den Kopf geworfen.
Am Morgen dann noch die 8 Uhr Runde. Seitdem bin ich jetzt wieder wach. Erschießt mich bitte jemand?
Aber ich habe diese Woche schon bei coolen OPs assistieren dürfen.
"Nimm den Finger da weg, damit ich ihn dir nicht absäge." - Hemimandibulektomie
"Halten sie mal das Herz aus dem Weg, damit ich da unten drankomme." - Pericardioektomie
Heute irgendeine faszinierende Uterus-Stupf-Straffung gegen Inkontinenz. Den Namen hatte ich noch nie gehört und habe ihn natürlich auch schon wieder vergessen.
Ich denke ich muß mir eingestehen, daß ich tatsächlich gerne Kleintieremedizin mache. Ich bin tatsächlich so weit gegangen, zu fragen, ob ich denn von den nächsten vier Wochen Großtiere vielleicht zwei noch in der Kleintierklinik bleiben könnte. Klappt nicht wirklich, aber ich habe gefragt (Ich groß und mutig. Du Tarzan).
Die Tatsache das mir auch die Nachtdienste eigentlich Spaß machen wird zu unglücklichen Zukunftsplänen führen fürchte ich.