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29 March 2005

alex_t: (Default)
Erster Praktikumstag rum. Ich versuche mich gerade daran zu erinnern was da genau los war. Also:

Ich hatte in der Woche zuvor niemanden erreicht und wusste daher nicht, wann ich eigentlich antanzen sollte oder ob ich was spezielles anziehen sollte. Der perfekte Start in den Tag.

Ich bin dann einfach mal um kurz vor acht auf der Matte gestanden und hab' gesagt das ich heute hier ein Praktikum anfangen würde. Da wurde ich gleich mal in einen Umkleideraum verwiesen mit der Anweisung mich wieder am Empfang zu melden wenn ich mich umgezogen hätte. Umm. Umgezogen? Ich hatte nichts zum umziehen dabei.

Ich also wieder rauf zum Empfang, bescheidgesagt das ich meine Klamotten zu Hause vergessen hätte ("Nicht so schlimm, heute ist sowieso alles etwas lockerer und der Chef ist auch nicht da.") und ab ins Auto. Nachfragen was ich denn anziehen sollte hab' ich mich natürlich auch nicht getraut. Aber da alle Leute denen ich begegnet bin ganz in weiß rumgerannt sind habe ich zuhause erst mal nach weißen Klamotten gesucht. 'n T-Shirt habe ich auch noch ausbuddeln können , aber ich besitze keine weißen Hosen und die Dienstkleidung meiner Mutter ist mir ungefähr 3 Größen zu klein.

Wieder zurück zur Klinik, weißes Shirt über meinen braunen Rolli und hoch zum Empfang. Das gab zwar ein paar merkwürdige Blicke, aber direkt hat niemand was gesagt.
Gerade als mich eine der Empfangsdamen dann irgendwo hin geleiten wollte sind wir einem Mann ganz in grün über den Weg gelaufen. Der schien sich auszukennen. Nachdem er abgeklärt hatte, daß ich in der Tat eine Praktikantin bin hat er die Empfangsdame zurück zum Empfang geschickt und mich ein wenig rumgeführt.

Die Klinik sieht von außen so aus:

Und drinnen so:



Nachdem der liebe Herr in grün (von jetzt an HiG genannt) mir alles gezeigt hatte und dabei erklärt hat, daß es morgens um 8 vor dem Röntgenschacht losgeht, wo die Tierärzte die Bilder und Patienten vom Vortag besprechen, und daß ich in weißer Hose und weißem Oberteil (und weißem Kittel - aber da alle TÄ das zu ignorieren scheinen, habe ich das nicht so ernst genommen) rumlaufen soll und mir überlegen soll ob ich mehr chirurgisch oder mehr innere-mäßig interessiert bin (ich habe mich dann ganz eindeutig auf halb-und-halb festgelegt) und immer schön fragen soll, damit ich auch was lerne und auch mal zuhause nachlesen soll, da der Chef und einige der anderen TÄ auch mal ganz gerne die Praktikanten in der OP was fragen, aber wenn man andauernd keine Ahnung hat es ihnen auch zu blöd wird, und daß man den Computer *so* bedient, und daß die Termine nachmittags bis um 18 Uhr gehen, ich aber auch ruhig mal früher gehen kann wenn nichts interessantes mehr ansteht, solage ich bescheidsage, damit mich im Falle eines Brandes niemand mehr im Haus sucht und das ich an vier Wochenenden mitarbeiten soll, aber dafür in der darauffolgenden Woche 2 Tage freimachen kann ... -- Kurze Verschnaufpause und Suche nach dem Anfang diesen Monstersatzes -- hat er mich der TAH in der Station auf's Auge gedrückt. Da habe ich dann erst mal kurz beim Leichentransport geholfen und ansonsten versucht möglichst wenig im Weg zu stehen (darin bin ich erstaunlich gut). Irgendwann kam dann einer der TÄ runter und hat Blutproben abgegeben - und mir die typischen Fragen gestellt "Praktikantin? Tiermedizin? Welches Semester? Neuntes? Da kann man ja schon richtig mit ihnen diskutieren." (Klar doch. Solange sie von mir keine konkreten Äußerungen verlangen) und mich dann ein wenig über Cushing ausgequetscht - seine Blutprobe war nämlich für einen ACTH-Stimulationstest. Clevererweise hatte er das gerade zuvor der TAH erzählt während ich in irgendeiner Ecke gestanden habe und selbst wenn ich die Antwort nicht auch so gewusst hätte, hätte ich ihm antworten können. Das haben seither einige der TÄ gemacht. Entweder die halten mich für taub oder total abwesend oder sie übersehen mich (oder halten mich für total blöd. Wah! Paranoia!), aber sie unterhalten sich untereinander oder mit den TAH über einen Fall und wenig später fragen sie mich etwas zu dem Thema.

Den Rest des Tages bin ich dem Cushing-TA (und auch TÄ-Bohnenstange und TA-Gartenzwerg) etwas gefolgt und habe bei ein paar Herzultraschallen (Ultraschalls? Ultraschällen?) zugeguckt, erklärt bekommen wie der Röntgenentwickler funktioniert und generell beobachtet wie in der Klinik alles mögliche gehandhabt wird. Immer wenn gerade nichts los war habe ich mich in eine Ecke verzogen oder auf die Treppe gesetzt (möglichst außerhalb der Sichtweite der Patientenbesitzer) und fast immer kam der HiG vorbei und hat mir gesagt ich soll mich doch an einen TA hängen. Wie denn? Die haben im Moment doch auch nichts zu tun - aber ich habe brav genickt und mich woanders versteckt.

Am Abend haben mich meine Füße natürlich umgebracht. Und ich hatte seit über 12 Stunden nichts gegessen. Wann nämlich genau Mittagspause ist (in der ich laut HiG auch gerne die Klinik verlassen kann) hat der HiG natürlich nicht erwähnt. Irgendwann wirkte die Klinik einfach sehr ausgestorben (im Computer habe ich später rausgefunden, daß von 1-2 keine Termine angesetzt werden) und da hatte ich mich einfach noch etwas besser verstecke, damit der HiG mich nicht wieder drängelt mir doch einen TA zu schnappen und daher bin ich nicht zum Essen gekommen.
Aber ich habe brav und lieb erst mal noch alle Billig-Textilgeschäfte der Umgebung abgeklappert bis ich wenigstens ein Paar weiße Hosen hatte und drei bis vier Oberteile.
Aber nachdem das vom Tisch war bin ich Heim, habe mir eine Pizza gemacht und bin tot umgefallen.

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